Tisch, Telefon, Internet – und ein paar Leute, mit denen man sich gut versteht

In eingener Sache: Seit Sonntag arbeiten ich nicht mehr in Berlin, sondern in Hannover. Es ist gar nicht so leicht, hier einen Büroplatz zu finden. Schließlich brauche ich nicht mehr als einen Schreibtisch, Telefon, Internet und ein paar Leute, mit denen ich mich gut verstehe.

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Ein paar Gründe, weshalb die Krise auch eine Chance sein kann

Es wir Frühling und die Temperaturen steigen in Berlin auf über 20 Grad. Eine müde Trägheit liegt über der Stadt. Viele Freiberufler und Selbstständige in meiner Umgebung klagen darüber, dass sich ihre Projekte immer mehr  in die Länge ziehen.

Die Geschwindigkeit, mit der in diesen Tagen Geschäfte gemacht werden, erinnert an zähflüssigen Ahornsirup, der aus der Verpackung tropft. Liegt es an der Wirtschaftskrise? Kunden verzögern Aufträge, Entscheidungen werden vertagt, längst Beschlossenes wird wieder von vorne aufgerollt.

Wie dem auch sei, die neu gewonnene Zeit kann sinnvoll für die Entwicklung neuer Ideen verwendet werden. Ganz so weit wie Unternehmensberater Jens-Uwe Meyer würde ich allerdings nicht gehen wollen, der mir in einer Presse-Email seine „Fünf Gründe die Krise zu lieben“ vorstellte. Im Ton ist sie vielleicht etwas zu optimistisch geraten. Trotzdem finde ich Meyers Haltung ganz spannend. Schließlich bin ich auch niemand, der den Tag damit verbringt, Untergangsszenarien an die Wand zu malen.

Hier ist ein Auszug seiner Presseerklärung, die sich an einem Vortrag orientiert, den Herr Meyer auf dem German Economic Forum in Garmisch-Partenkirchen vor Unternehmern und Managern gehalten hat.

Grund 1: Endlich unzufrieden!
Erfolg ist auf Dauer langweilig! Hand aufs Herz: Hat das wirklich Spaß gemacht? Jeden Monat steigende Umsatzzahlen zu sehen? Noch mehr Verkäufe? Noch mehr Kunden? Dauerhafter Erfolg führt dazu, dass man in Zufriedenheit versinkt und der Kopf einschläft. Statt neue Ideen auszuprobieren, verharren wir im Alten. Wollen Sie wirklich wieder zurück ins Jahr 2007 und Zahlen verwalten?

Grund 2: Endlich raus aus dem kreativen Koma!
Sind Sie mit ihren Ideen in den letzten Jahren häufiger einmal gescheitert? Waren Ihre Vorschläge zu quergedacht? Passten sie nicht zur Unternehmensstrategie? Gab es tausend fadenscheinige Gründe, warum sie nicht funktionieren? Nun, es ist Zeit für einen neuen Anlauf! Die Erfahrung zeigt: Am offensten sind Manager für neue Ideen, wenn die Umsätze sinken, Kunden ihr Portemonnaie geschlossen halten und das Geschäftsmodell kurz vor dem Zusammenbruch steht. Endlich raus aus dem kreativen Koma! Nie war die Gelegenheit günstiger, sich mit neuen Vorschlägen zu profilieren!

Grund 3: Endlich eine Welt voller Probleme!
Die Wirtschaftskrise ist jetzt schon ein paar Monate alt. Genug gejammert! Nur Pessimisten sehen in Problemen noch Probleme. Optimisten sehen jetzt Chancen! Optimistisch gesehen gab es noch so viele Chancen wie jetzt. Absatzkrise? Optimisten sehen Chancen für neue Produkte und Vertriebskanäle. Arbeitsmarktkrise? Jede Menge Chancen für neues Unternehmertum. Finanzierungskrise? Da stecken Chancen für komplett neue Finanzierungsmodelle drin. Freuen Sie sich darüber, dass es endlich wieder Probleme gibt, die man anpacken und lösen kann.

Grund 4: Endlich darf man wieder scheitern!
Wenn die Wirtschaft boomt und die Köpfe auf „Erfolg“ gepolt sind, muss jede neue Idee gleich funktionieren. Natürlich ist das vollkommen unrealistisch. Thomas Edison hat 9.000 Versuche gebraucht, bis er mit seine Glühbirne brannte. Man könnte es anders sagen: Er ist 8.999 Mal gescheitert. Nur hat er es nicht so gesehen: Nach tausend erfolglosen Versuchen sagte jemand zu ihm: „Sie sind doch gescheitert. Warum geben Sie nicht auf?“ Er antwortete: „Ich bin nicht gescheitert. Wir kennen jetzt 1.000 Wege wie man keine Glühbirne baut.“ In der Krise ist vielen Unternehmen bewusst geworden, dass man mit alten Ideen schnell scheitern kann. Das hat die Toleranz gegenüber neuen Ideen drastisch erhöht.

Grund 5: Endlich Schluss mit fetten Budgets!
Mit dicken Budgets Erfolg haben kann jeder. Siehe Werbung: Man kauft sich einen Promi, klebt ihn aufs Produkt und – zack! – verkauft es sich. Jetzt fehlt das Geld und die Budgets werden auf Diät gesetzt. Das ist ein Problem. Aber nicht für Sie! Endlich können Sie es sich und den Anderen zeigen, dass Sie auch mit kleinen Budgets Großes bewirken können. Entdecken Sie neue kreative Wege! Das ist keine Theorie: Boeing hat es erfolgreich vorgemacht. Um die Kosten für den Flugzeugbau zu halbieren, hat das Unternehmen eine Ideenguerilla gegründet, die mit NULL (!) Budget arbeiten mussten.

Zusammen ist man weniger allein – Coworking Spaces in Berlin

Wer als Freiberufler auch mal größere Projekte anpacken möchte, muss sich Gedanken darüber machen, wo er diese Projekte umsetzen will.

Coworking Space Korallenriff (Foto: Marco Müller / PIXELIO.de)

Coworking Space Korallenriff (Foto: Marco Müller / PIXELIO.de)

Zwar sitze ich selbst im Großraum mit vielen verschiedenen Kreativen zusammen, aber als Coworking Space hätte ich das nie betrachtet. Schließlich hat jeder seinen festen Arbeitsplatz mit Telefon und Internet – sich jemanden hinzu zu holen ist zwar möglich, aber eigentlich nicht ausdrücklich vorgesehen. Dafür ist unser Büro immer noch zu statisch aufgebaut.

Inzwischen gibt es in Berlin, wenn ich richtig gezählt habe, vier Coworking Spaces, die auch als solche angelegt sind. Und noch ein paar andere Projekte sind wohl in Planung. Wenn ich es richtig verstehe, wird dort das Großraumbüro noch eine ganze Ecke weitergedacht als wir es hier in unserer tun und noch mehr als öffentlicher Arbeitsraum verstanden, inklusive Espresso-Bar. Gut, wir haben einen Kicker. Und Kaffee kochen wir uns selbst.

Wie dem auch sei, neu ist in Kreuzberg jetzt das Betahaus. Dort kann man auch tageweise Tische, Internet und Telefon für Projektarbeit anmieten. Scheint ein interessantes Konzept zu sein. Freunde von mir haben es sich schon angeschaut und waren ganz begeistert. Die Macher wollen auch im Design der Büromöbel die neue Arbeitswelt widerspiegeln. Flexible Beleuchtung, loungige Ohrensessel für Geschäftsgespräche.

Ganz spannend fand ich ein Interview zum Thema, das der Journalist und Blogger Markus Albers mit Sebastian Sooth geführt hat. Sooth ist Mitgründer des Berliner Hallenprojektes und hat sich dem Coworking und den Coworking Spaces verschrieben. (ftx)

Warum kreative Dienstleistungen im Zeitalter der Digitalisierung teurer werden müssten

Wenn im Zeitalter der Digitalisierung Inhalte beliebig oft vervielfältigt werden können, ist Masse die Regel und individueller Content die Ausnahme. Wer also Inhalte anbieten kann, die aus der Masse hervorstechen, wird wegen des Mangels an solchen Inhalten für diese in Zukunft einen deutlich höheren Preis verlangen können. Das Angebot ist niedrig, die Nachfrage gleichbleibend hoch. Damit steigt die Bedeutung derjenigen, die individualisierten Content erzeugen können. Nicht mehr das Produkt, sondern die Dienstleistung selbst steht im Vordergrund. (ftx)

Intelligente Schwärme

Das nächste große Ding (um es mit Holm Friebe und Kathrin Passig zu sagen) hat es jetzt auch ins Establishment geschafft: Projektwirtschaft. Die Deutsche Bank räumt dieser Wirtschaftsform einen Anteil an der gesamten deutschen Wertschöpfung von rund 15 Prozent im Jahr 2020 ein. Und widmet ihr ein halbes Dutzend Seiten im Zukunftsbericht „Die Wirtschaft Deutschlands 2020“. Projektwirtschaft definiert das Unternehmen als „kooperative Wertschöpfung in organisatorisch und rechtlich eigenständigen, temporären Projekten.“ Zusammenarbeit von Spezialisten auf Zeit.

Aus dem Bericht:

– In der Projektwirtschaft bringt jeder einen Teil des Puzzles ein
– Projektwirtschaft fördert Geschwindigkeit und Flexibilität, weil Projektgesellschaften nur so lange wie nötig existieren
– Projektwirtschaft ermöglicht die Diversifikation von Risiken, weil Unternehmen „ihre (Projekt-)Eier in mehrere Körbe legen“ können
– Projektwirtschaft fördert Innovation wegen immer neuer Teams

Das hört sich stark nach „Wir nennen es Arbeit“ an, dem Freiberufler Manifest von Holm Friebe und Sascha Lobo. Und wer weiß: Vielleicht sitzt der eine oder andere Banker ja auch am Mittwochvormittag im Sankt Oberholz, versonnen auf sein McBook starrend, vielleicht an einem Espresso nippend, und träumt verschämt von einer Existenz als Selbstständiger.

Elterngeld für Selbstständige

Ein Thema, das vor allem Freiberufler betrifft. Auch Selbstständige haben einen Anspruch auf Elterngeld.  Gewinne, die entfallen, weil man sich um sein Kind kümmert, werden zu 67 Prozent ersetzt. Das Gesetz beschränkt das Elterngeld auf maximal 1800 Euro. Jedem steht allerdings immer der Grundbetrag von 300 Euro zu. Zugrunde gelegt wird im Regelfall das durchschnittliche Nettoeinkommen des Vorjahres. Wie hoch das Elterngeld tatsächlich ist, kann über den Elterngeldrechner der Bundesregierung festgestellt werden.

Auszahlung unter Vorbehalt

Das Elterngeld wird vorläufig ausgezahlt. Die zuständigen Behörden verlangen meist schon kurz nach Ablauf der Elternzeit Belege über die tatsächlichen Einnahmen während der Kinderbetreuung. Damit müssen Selbstständige zwei wichtige Punkte im Blick behalten, die sich eventuell bei der Berechnung des Elterngeldes für als negativ herausstellen könnten.

1. Steuerbescheid des letzten Geschäftsjahres

Zusammen mit einem Steuerberater sollte darüber nachgedacht werden, wie das Nettogehalt aus dem Vorjahr eventuell gesteigert werden kann, um ein höheres Elterngeld zu bekommen. Hierfür könnte es sich anbieten, darauf zu wirken, dass Honorarzahlungen im Steuerbescheid des Jahres vor der Geburt berücksichtigt werden können.

2. Einnahmen während der Elternzeit

Das Elterngeld gleicht nur das Defizit aus, das dadurch entsteht, dass während der Betreuung des Kindes nicht gearbeitet werden kann. Einnahmen aus früheren Aufträgen, die in die Elternzeit fallen, werden vom Elterngeld abgezogen. Dasselbe gilt auch für Rechnungen, die während der Elternzeit gestellt werden. Die Behörden schauen nicht auf den Leistungszeitraum sondern entweder auf den Zeitpunkt der Rechnungsstellung oder auf den Zeitpunkt des Geldeingangs. Darauf sollte man sich vorbereiten und Auftraggeber eventuell dazu auffordern, für die Elternzeit ihre Zahlungen zurückzustellen.

Eine sehr gute Informationsquelle zum Thema ist die Mediafon-Broschüre „Wenn Selbstständige Kinder kriegen“. Zwar richtet sich die Broschüre vor allem an Selbstständige aus Medienberufen, sie bietet allerdings auch allen anderen Berufsgruppen einen guten Überblick.